"Es werde Licht!", sagten sich in den 60er Jahren die Stadtverantwortlichen von Medellin, und schufen ein kleines, beschauliches Festchen. Mittlerweile ist das "Festival de las Luces" zu einer der größten Veranstaltungen im Land gewachsen und alljährlich überstrahlen zur Weihnachtszeit Millionen von Lichtern die zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar dauert das fantastische Spektakel und es ist einzigartig, welcher Aufwand dort betrieben wird. Ich habe mir sagen lassen, es sei die Mentalität der Medelliner, immer nach dem Besten, Höchsten und Größten zu streben. Vielleicht ist dies auch der Grund weshalb Medellin die einzige Stadt in Kolumbien ist, die über eine Metro verfügt. Welch ein Genuss übrigens, sich nach hunderten von Chickenbussen endlich mal wieder auf ein gut strukturiertes und modernes, öffentliches Verkehrsnetzwerk verlassen zu können.
Es dämmerte und wir standen auf einer großen Brücke, die gleichzeitig den Anfang des Lichterfestes markierte. Was sich vor unseren Augen auftat, war unbeschreiblich. Der ganze Fluß war überdacht mit kleinen Stegen auf denen riesige und in allen Farben leuchtende Räder installiert waren, die sich drehten. Sie wurden angetrieben durch Wasser, das in einem komlizierten Aufbau vom einem Ende eines jeden Steges zum anderen gepumpt wurde. Dieses Lichterkarusell zog sich sage und schreibe vier Kilometer lang flußabwärts. Lichter bis zum Horizont. Den Fluß flankierend fand dann das eigentliche Fest statt, vergleichbar mit einer Mischung aus Oktoberfest und Europapark. Während auf der einen Seite dieser Weihnachtsfanmeile unzählige Fressstände aufgebaut waren, standen auf der anderen Seite in regelmäßigen Abständen aufwendig inszinierte Miniaturfreizeitparks, durch die man hindurchlaufen konnte. Diese wahnsinnigen Lichtinstallationen, hatten als einzige Gemeinsamkeit Weihnachtsmotive zum Inhalt, unterschieden sich aber jeweils reichlich in Form, Farben und Figuren.
Mein holländischer Mitreisender und ich waren völlig geplättet von der überwältigenden Lichterflut. Ungwollt fanden wir uns zwischendurch auch selbst als Attraktion wieder. Da wir unter den anderen 250000 Besuchern so ziemlich die einzigen Westlichen Gesichter waren, stachen wir entsprechend heraus und wurden immer wieder angesprochen und angehalten, um abgelichtet zu werden. Lichter überall.
Die Krönung gab es zum Schluss. Eine riesige erleuchtete Wasserlandschaft, die zur Abkühlung einlud, bildete den Schlusspunkt der illuminierten Fluß- und Festmeile und diente gleichzeitig als Verbindung zu dem gegenüberliegenden Berg. Dieser war in seiner Gesamtheit gestaltet als womöglich die größte Weihnachtskrippe der Welt. Am Hang standen Esel, Hirtenhäuschen, Kaspar, Melchor und Baltasar und ganz oben natürlich die eigentlichen Protagonisten der Weihnachtsgeschichte. Allesamt waren überdimensional groß und in dem gleichen Stahl- und Maschendrahtgerüst konstruiert, mit der gleichen bunten Allufolie umwickelt und mit den gleichen Lichterketten umleuchtet, wie all die anderen fantastischen Aufbauten, die wir zuvor gesehen hatten. Die Aussicht von ganz oben und an der Seite des Christkindes war, im wahrsten Sinne des Wortes der Gipfel dieses grandiosen Schauspiels.
Fun Facts:
- Das "Festival de las Luces" (auch "Alumbrado navideño de Medellín" genannt) ist ein Publikumsmagnet, in das mittlerweile mehr als 80 Unterveranstaltungen eingebettet sind.
- Im Jahr 2008 wurden über 14 Millionen Lichter verwendet und mehr als 300 Kilometer Lichterketten verlegt.
- Die Gesamtkosten, beliefen sich im Jahr 2009 auf umgerechnet 9 Millionen Dollar.
Checklist:
- durch eine vier Kilometer lange Weihnachtsbeleuchtung gelaufen.
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