Die Allzweckwaffe im amerikanischen Internet heißt "Craigs List". In dem online Kleinanzeigenmarkt gibt es angeblich alles - vom afrikanischen Elefanten bis zur nuklearen Mittelstreckenrakete. Unter anderem findet man dort auch Mitfahrgelegenheiten. Zwar kommt es nicht annähernd an das gängige deutsche Nischenportal heran, aber ab und an landet man bei seinen Wunschdestinationen tatsächlich einen Treffer. Unser Treffer hieß Nicholas und er nahm uns mit von Santa Cruz bis nach Santa Barbara, von wo aus wir den Zug nehmen wollten nach L.A.
Die spannende Frage war, ob wir den Zug auch tatsächlich erwischen. Den Wettkampf konnten wir leider sehr lebhaft mitverfolgen, zumal wir unseren Zug immer mal wieder von dem Highway aus sehen konnten. Am Ende hatten wir 15 Minuten Vorsprung, gerade noch rechtzeitig um uns ein Ticket zu kaufen.
In L.A. holte uns schließlich mein ehemaliger Freiburger Mitbewohner Dan am Bahnhof ab und brachte uns in sein Beach Appartment, direkt am Strand von Long Beach. Von dort hatten man einen herrlichen Ausblick auf den Strand und auf die drei vorgelagerten Bohrinseln, die mehr oder weniger als Ferienanlagen getarnt wurden. Die Bohrtürme wurden ummantelt mit Beton und blauen Fassaden und auf den Inseln wurden eigens Palmen gepflanzt. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Das typische Touri-Programm bestritten wir, wie sollte es in L.A. anders sein, im Auto. Die Stadt ist riesig und entsprechend weit auseinander liegen die besichtigungswürdigen Ziele. Venice Beach, Malibu Beach, Beverly Hills, Walk of Fame, Hollywood Signs... Und dazwischen lagen gefühlte 2500 Kilometer auf 8-spurigem Highway. Das Auto ist das Zentrum, der Mikrokosmos, das letzte Refugium in einer Stadt, wo bettelarm und stinkreich teilweise nur zwei Häuserblocks voneinander entfernt liegen. Mit dem Auto ist alles zu erledigen. Supermarkt, Fast Food, Kino, Apotheke für nahezu alles gibt es ein "Drive-in". Als Fußgänger fühlt man sich irgendwie auf verlorenem Grund und in der Unterzahl. Der einleitende Satz in einem Los Angeles Reiseführer, den ich bei Dan fand fasst das Phänomen zusammen: we love our cars! Dan passte sich ganz den örtlichen Begebenheiten an und die erste Amtshandlung nach seinem Umzug nach L.A. war der Kauf eines Autos, eines Navigationsgerätes und einer Parkerlaubnis.
Meinen alten Freund und Mitbewohner zu treffen tat gut. Gute Freunde, gute Gespräche, ein Stück Heimat in einem Moloch. Mir wurde wieder einmal klar, wie viel wert es ist, Anlaufstationen im Leben zu haben, bei denen zu jeder Zeit alles so ist, als wäre man nie weg oder auseinander gewesen. Konstanten.
Während Dan an der Uni arbeite konnten wir ein wenig durchschnaufen und Kraft tanken, für die Dinge, die da kommen. Außerdem hatten wir Gelegenheit für einen Besuch bei Dr. Smole. Der Zahnarzt in Hawaihemd überprüfte die Ursachen für Svenjas Zahnweh, welches sie schon seit ein paar Tagen plagte. Befund: eine abklingende Nebenhöhlenentzündung - harmlos. Grünes Licht für unsere Weiterreise nach Mexico.
Fun Facts:
- 1 Liter Wasser ist teuerer als 1 Liter Sprit.
- Essen gehen ist billiger als selber kochen.
- auf den meisten Highways gibt es die so genannte "Car Pool Lane", eine eigene Fahrspur, auf der nur Autos fahren dürfen in denen 2 (!) oder mehr Mitfahrer sitzen. Die Spur ist auch gerne mal leer.
- Los Angeles hatte einst angeblich ein gut ausgebautes Schienennetz. Bis zu dem Zeitpunkt als General Motors nd Chryssler es aufkauften und es zerschligen um damit den Absatzmarkt für Autos anzukurbeln. (Quelle: Dan und Wikipedia - Great American Streetcar Scandal)
Checklist:
- kurze Hose und Flip Flops reaktiviert
- im Beachhouse gwohnt
- im Hooters ein Pitcher Budweiser getrunken
- auf 8-spurigem Highway gefahren
- mit der Metro nachts durch Compton gefahren
- auf dem Walk of Fame in Harrison Fords Fußstapfen getreten
- am Strand gechillt
- guten Freund besucht
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